Die Möbel des Jagdzimmers sind für die Zeit um 1880 außergewöhnlich gut handwerklich-künstlerisch ausgeführt.
Der kulturhistorische Wert wird durch die nachvollziehbare Geschichte und die Geschlossenheit des Interieurs unterstrichen.Angefertigt wurde das Jagdzimmer 1881 von Max Schultz &
Co., Möbelfabrik in Berlin mit Bildhauerwerkstatt, auf Bestellung des Gutsbesitzers Felix Bariatinski, als Einzelanfertigung nach einem Künstlerentwurf.
Der erste Standort war ein Gutsschloß im damaligen
Deutsch-Polen. Evakuiert im September 1943, stand es bis 1946 in einer Scheune in Motzensee-Bad, Kreis Teltow, an der Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn.Von 1946 bis 1948 waren die Möbel des Jagdzimmers Ausstellungsstücke im Schloß
Friedrichsfelde, in der von C.v. Mahlsdorf eingerichteten Ausstellung “Möbel und Hausrat von 1880 - 1900”. In der Aktion gegen Junkerbesitz sollte das Schloß gesprengt werden. Auf
Weisung des Magistrats von Groß Berlin wurden die Möbel aus dem Schloß getragen und in den Park gestellt. Aus dem Park, wo die Möbel bis Frühjahr 1948 im Freien lagen, wurden sie entwendet. Erst 1952 wurden die
Möbel bei einem Bildhauer wiederentdeckt, der diese Möbel vom Magistrat, Abteilung staatliches Eigentum gekauft hatte. Nach der Ausreise des Besitzers 1961 im Frühjahr, konnte Charlotte von
Mahlsdorf das Jagdzimmer vom Rat des Stadtbezierkes Lichtenberg, Abteilung staatliches Eigentum käuflich wiedererwerben. Seit 1992 ist es
im Besitz des Freilichtmuseums Altranft. Seit der Eröffnung
der 4. Saison am 31.3.1994 kann es hier ebenso wie das Schlafzimmer wieder besichtigt werden.
Der dreiteilige Bibliotheksschrank nimmt die wertvollen Originalbücher dieser Zeit au,
der Mittelteil ist für die Jagdkleidung gedacht. Die Innenseite der Mitteltür trug eine Vorrichtung zum Einklinken der Jagdwaffen. Das schwere Gesims wird an den Lisainen
von zwei äußeren Hermen und im Mittelteil von zwei Karyatiden getragen. Die mittlere Schnitzform der Tür, des Gesimses und der Schubladensockel sind Arabesken nach
italienischen Renaissancemotiven. Das obere Bildrelief soll die Schlacht bei Troja darstellen, das untere Relief symbolisiert eine Löwenjagd.
Der Sofaschrank mit der Sitzbank diente der Aufnahme der
Jagdmunition, die in Zügen und Fächern abgelegt werden konnte. Die Seitentür verbarg Jagdwaffen und Gewehrreiniger. Zur Bibliothek passend wurden die Lisainen mit einer Herme
und einer Karyatide ausgebildet. Die Bildmotive zeigen Fauni bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, die Mitteltafel ein umrahmtes Greifmotiv. Die Bildhauerarbeit über der Sitzbank zeigt ein allegorisches Motiv.